8: Phylogenese: Stammesentwicklung

Phylogenese: Stammesentwicklung

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{trautner} 'H M Trautner' (1992) : Entwicklungspsychologie

9: Anthropogenese: Menschheitsentwicklung

Anthropogenese: Menschheitsentwicklung

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{trautner} 'H M Trautner' (1992) : Entwicklungspsychologie

10: Ontogenese: Individualentwicklung

Ontogenese: Individualentwicklung

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{trautner} 'H M Trautner' (1992) : Entwicklungspsychologie

11: Annahmen zu Kontexteinflüssen

*[ [Kontexte sind miteinander verknüpft und multidimensional] [Kontexte verändern sich mit dem Alter] [Kontexte und genetische Prädispositionen einer Person beeinflussen sich wechselseitig] [Der Einfluss, den ein Kontext auf eine Person ausübt, wird durch die Bedeutung bestimmt, die sie ihm beimisst.] ]*

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{kipsy} 'Franz Petermann' (2002) : Lehrbuch der klinischen Kinderpsychologie und -psychotherapie

84: Das traditionelle Entwicklungskonzept

Entwicklung meint: *[ [eine Veränderungsreihe mit mehreren Schritten;] [in Richtung auf einen höherwertigen Endzustand;] [die Abfolge der Entwicklungsschritte ist unumkehrbar;] [Entwicklung ist eine qualitativ-strukturelle Transformation;] [frühere Veränderungen sind Voraussetzung für spätere;] [Entwicklungsveränderungen sind mit dem Alter korreliert;] [Entwicklungsveränderungen sind universell.] ]* Die zwei Kernannahmen des Konzepts: *[ [Entwicklung ist eine geordnete Transformation] [Entwicklung ist Entfaltung eines inneren Bauplans] ]*

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{oerter} '' (2002) : Entwicklungspsychologie: Ein Lehrbuch

85: Eine traditionelle Entwicklungsdefinition

Entwicklung ist „eine nach immanenten Gesetzen (d.h. einem Bauplan) sich vollziehende fortschreitende (d.h. unumkehrbare, irreversible) Veränderung eines ganzheitlichen Gebildes, die sich als Differenzierung (Ausgliederung) einander unähnlicher Teilgebilde bei zunehmender Strukturierung (d.h. gefügehafter Ordnung) und funktionaler Zentralisierung (d.h. Unterordnung der Funktionen und Glieder unter beherrschende Ordnung) darstellt“.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{remplein} 'Heinz Remplein' (1957) : Die seelische Entwicklung des Menschen im Kindes- und Jugendalter.

86: Probleme und kritische Punkte des traditionellen Entwicklungskonzepts

Probleme und kritische Punkte *[ [Das traditionelle Entwicklungskonzept ist viel zu eng,] [Veränderungsreihen empirisch schwierig zu belegen,] [in seiner Annahme einer Entwicklung zu einem höheren Niveau einschränkend,] [problematisch, weil er auf der Konzeption eines End- und Reifezustandes beruht,] [auch fragwürdig, weil eine Beschränkung auf qualitative Veränderungen impliziert ist und zudem] [sehr einschränkend, weil er Universalität annimmt.] ]* Das traditionelle Entwicklungskonzept *[ [entspricht einem organismischen Entwicklungsmodell] [ist zu eng für eine differenzielle Entwicklungspsychologie] [ist zu wenig sensibel für kulturelle Einflüss] ]*

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{oerter} '' (2002) : Entwicklungspsychologie: Ein Lehrbuch

87: Lernen

Lernen bezieht sich auf Veränderungen im Verhalten und auf das Verhaltenspotenzial eines Individuums hinsichtlich einer Situation, die auf wiederholten Erfahrungen in dieser Situation beruhen. Dabei wird vorausgesetzt, dass diese Veränderungen nicht auf angeborenen Reaktionstendenzen, Reifung und vorübergehenden Zuständen wie Ermüdung, Trunkenheit etc. zurückgeführt werden können. *[ [Lernen bezeichnet die zeitlich kurzen, oft vorübergehenden Veränderungen, während Entwicklung die langfristigen Veränderungen umfasst.] [Lernprozesse können einerseits Entwicklungsveränderungen auslösen, andererseits ermöglichen Entwicklungsveränderungen neuartige Lernprozesse.] [Die Quelle der Veränderungen beim Lernen liegen mehrheitlich in der Umwelt (exogene Steuerung des Verhaltens), weshalb Lernen der klassische Gegenbegriff zu Reifung (endogene Steuerung der Entwicklung) ist.] ]*

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{trautner} 'H M Trautner' (1992) : Entwicklungspsychologie

173: Piagets entwicklungspsychologische Arbeiten

Piagets entwicklungspsychologische Arbeiten sind, entgegen ihrer Rezeption, kein Selbstzweck, sondern dienen dem Ziel, eine Erkenntnistheorie aufzubauen. Piaget will Erkenntnis wissenschaftlich untersuchen und erklären. Zu verstehen, wie wissenschaftliche Begriffe und Strukturen -- oder deren Vorläufer -- in der Entwicklung des Kindes entstehen, ist dabei nur ein Mittel; andere sind die Erklärung der Phylogenese des Menschen und der Geschichte der Wissenschaften. Piaget nennt seinen erkenntnistheoretischen Ansatz entsprechend eine ›Embryologie der Vernunft‹ oder eine ›Embryologie des Geistes‹.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung

174: epigenetisches Konzept von Entwicklung

Auch Piagets Ansatz liegt ein epigenetisches Konzept von Entwicklung zugrunde: In der geistigen Entwicklung gibt es echte Neuheiten, und es ist entscheidend, das schöpferische Moment, das diese neuen Verhaltens- und Erkenntnismöglichkeiten hervorbringt, zu verstehen.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung

175: wissenschaftliche Erkenntnis als Entwicklung

Auch wissenschaftliche Erkenntnis ist ein Erzeugnis von Entwicklung. Nicht anders als die Erkenntnisstrukturen des Kindes werden auch ihre Grundstrukturen in genetischen Prozessen schrittweise aufgebaut. Piaget geht zudem davon aus, dass solche Entwicklungsprozesse weder einen bestimmbaren Anfang noch ein definiertes Ende haben, sondern Teil einer unabschließbaren Reihe sind, die rückwärts über die Entstehung der Art homo sapiens und die Entstehung der Lebendigen bis in die Geschichte des materiellen Universums zurückverfolgt werden muss und sich in Zukunft in der Weiterentwicklung der Wissenschaften unbegrenzt fortsetzen wird.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung

176: Aufbau der Erkenntnis bei Piaget

Piaget beschreibt und erklärt Verhalten und Erkennen des Kindes anhand allgemeiner Formen. Er versucht also, Erkenntnis nicht über ihre Inhalte, sondern anhand ihres inneren Aufbaus zu erfassen, nicht zu beschrieben was die besonderen Inhalte des Weltverständnisses des Säuglings, des Kindes, Jugendlichen und Erwachsenen sind, sondern in welchen Formen sich dieses Erkennen organisiert, um verschiedene Formen miteinander zu vergleichen und zu hierarchisieren.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung

177: Vorstellungsschema, Handlungsschema, Strukturen

Das Vorstellungsschema ist eine vereinfachte, statische Repräsentation eines Gegenstandes oder einer Handlung. Ein Handlungsschema ist ein überdauerndes, wiederholbares und koordiniertes Verhaltensmuster einer Logik. Strukturen im engeren und für die genetische Epistemologie bedeutsamen Sinne schließlich beziehen sich auf Verhalten, sind jedoch komplexer als Handlungsschemata und müssen zusätzliche Bedingungen erfüllen. Von einer Struktur spricht Piaget nur dann, wenn ihr nicht beliebige Verhaltensweisen, sondern Operationen zu grunde liegen - verinnerlichte, in Systeme eingefügte, reversible Handlungen.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung

178: Wahrnehmung

Wahrnehmung organisiert, wie Täuschungen zeigen, äußere Ereignisse mithilfe vorhandener Wahrnehmungsschemata. Auch konkrete und formale Operationen ordnen ihre Gegenstände ihren eigenen Möglichkeiten unter und erfassen sie in Abhängigkeit von diesen Möglichkeiten.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung

179: Epistemologie und Kybernetik

Die Kybernetik behandelt nur so genannte determinierte Maschinen, deren Ablauf prinzipiell vorherbestimmt ist, wohingegen für Piagets epigenetischen Ansatz das Auftreten neuer Möglichkeiten eine Zentrale Bedeutung hat und deswegen im Zentrum stehen muss. Dass kybernetische Autoregulation als automatisch gedacht werden muss, schränkt zudem die spontane subjektive Aktivität ein. Auch Piaget nennt Funktionen wie Assimilation und Akkomodation, Äquilibration und Abstraktion ›Mechanismen‹, deutet sie aber stets als aktive, nichtautomatische Leistungen des Menschen. Überträgt man schließlich die These, dass kybernetische Maschinen informational geschlossen sind oder nur ganz bestimmte, im Horhinein definierte Informationen und Informationskanäle zulassen, auf den Bereich der geistigen Strukturen, so zerreißt dies den Bezug des Verhaltens und Erkennens auf Realität.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung

248: Rekapitulationshypothese

Piaget setzte also auf die damals noch für gültig erachtete »Rekapitulationshypothese« von Ernst Haeckel, wonach während der frühen Entwicklung des Einzelwesens (Ontogenese) Entwicklungen während der Stammesgeschichte (Phylogenese) noch einmal durchlaufen werden. Als Piaget in einem Interview einmal gefragt wurde, ob er sich aus dem Studium von Kindern tatsächlich Aufschlüsse über die vorgeschichtliche Intelligenzentwicklung des Menschen erhoffte, erwiderte er: »Ja, selbstverständlich [...] Ich mache, was Biologen tun. Wenn ihnen die phylogenetische Abfolge nicht mehr zugänglich ist, studieren sie die Ontogenese«.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{mietzel:paed_psy}

249: Piaget: Strukturen

Bei der Kennzeichnung der Assimilationsprozesse wurde davon ausgegangen, daß beim Menschen etwas vorhanden ist, in das neue Informationen einzuordnen bzw. zu assimilieren sind. Ebenso muß etwas existieren, das sich den Erfahrungen entsprechend verändert. Dieses »Etwas« bezeichnet Piaget als Schema. Bei diesen Schemata handelt es sich um grundlegende Wissenseinheiten, durch die vorausgegangene Erfahrungen geordnet werden und die den Verständnisrahmen für zukünftige Erfahrungen bereitstellen. Piaget war davon überzeugt, daß Kinder ihre Schemata durch ihre Interaktionen mit der Umwelt »konstruieren«. Man hat Schemata mit Karteikarten verglichen, denen sich jeweils entnehmen läßt, was eintreffende Reize bedeuten und wie auf sie zu reagieren ist.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{mietzel:paed_psy}

250: Schemata und Struktur

Sämtliche Schemata eines Menschen sowie die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen bilden die jeweilige Struktur. So wie verschiedene Teile des menschlichen Auges (Pupille, Netzhaut usw.) zusammenwirken und somit insgesamt eine Struktur darstellen, durch die der Mensch eine wesentliche Voraussetzung zur visuellen Wahrnehmung erhält, gibt es kognitive Strukturen, die dem Menschen das Wissen und Denken ermöglichen. Schemata verändern sich infolge der ablaufenden Akkommodationsprozesse: Sie differenzieren sich und treten in komplizierte Beziehungen zueinander. Dies ermöglicht eine insgesamt wirkungsvollere Auseinandersetzung mit der Umwelt. In dem Maße, wie sich Schemata infolge der ablaufenden Akkommodationsprozesse verändern, sich also z. B. differenzieren und in kompliziertere Beziehungen zueinander treten – was insgesamt eine wirkungsvollere Auseinandersetzung mit der Umwelt ermöglicht –, entwickeln sich entsprechend höhere Strukturniveaus.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{mietzel:paed_psy}

251: Schemata und Struktur

Sämtliche Schemata eines Menschen sowie die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen bilden die jeweilige Struktur. So wie verschiedene Teile des menschlichen Auges (Pupille, Netzhaut usw.) zusammenwirken und somit insgesamt eine Struktur darstellen, durch die der Mensch eine wesentliche Voraussetzung zur visuellen Wahrnehmung erhält, gibt es kognitive Strukturen, die dem Menschen das Wissen und Denken ermöglichen. Schemata verändern sich infolge der ablaufenden Akkommodationsprozesse: Sie differenzieren sich und treten in komplizierte Beziehungen zueinander. Dies ermöglicht eine insgesamt wirkungsvollere Auseinandersetzung mit der Umwelt. In dem Maße, wie sich Schemata infolge der ablaufenden Akkommodationsprozesse verändern, sich also z. B. differenzieren und in kompliziertere Beziehungen zueinander treten – was insgesamt eine wirkungsvollere Auseinandersetzung mit der Umwelt ermöglicht –, entwickeln sich entsprechend höhere Strukturniveaus.

Entwicklungspsychologie; Phylogenese; ;

{mietzel:paed_psy}