97: Wissen

Wissen. — Das Fürwahrhalten aus einem Erkenntnisgrunde, der sowohl objektiv als subjektiv zureichend ist, oder die Gewißheit ist entweder empirisch oder rational, je nachdem sie entweder auf Erfahrung — die eigene sowohl als die fremde mitgeteilte — oder auf Vernunft sich gründet. Diese Unterscheidung bezieht sich also auf die beiden Quellen, woraus unser gesamtes Erkenntnis geschöpft wird: die Erfahrung und die Vernunft.

Wissen; Erkenntnis; Logik; Vernunft; Erfahrung; ; ;

{kant:logik} 'Immanuel Kant' (1800) : Logik -- Ein Handbuch zu Vorlesungen

99: Wissen

Wissen, lat. scire, ital. sapere, franz. savoir, engl. know, heißt: durch solche Gründe von der Richtigkeit meiner Erkenntniß überzeugt sein, die jeden vernünftigen Menschen zu gleicher Ueberzeugung führen müssen. W. ist im Gegensatz zum Meinen ein Fürwahrhalten aus subjektiv und objektiv zureichenden Gründen; seine Quellen sind die Vernunft (rationales, apriorisches W.) und Erfahrung (empirisches, aposteriorisches W.). Weil die höchsten Gegenstände des W.s außer dem Bereiche der äußeren Erfahrung und verstandesmäßigen Untersuchung liegen und dem Gebiete des höhern Glaubens angehören, deßhalb hat man nur die Wahl entweder anzunehmen, es gebe für uns gar kein W., sondern lediglich ein Glauben und Meinen, oder zuzugeben, daß zwischen dem W. u. höhern Glauben nicht nur kein wahrer Gegensatz bestehe, sondern daß das W. im Glauben seine Vollendung und Befriedigung finde und beide hinsichtlich der Unerschütterlichkeit der Ueberzeugung sich gleich stehen. Wie jedes Philosophem, der ausgeprägteste Skepticismus nicht ausgenommen, so fordert jede Religion Glauben und zwar Autoritätsglauben u. jede, am entschiedensten die christliche, gibt ihre Lehren für absolute Wahrheit, somit für das aus. was der letzte Zweck alles W.s ist. Will der zweifelnde Christ erfahren, ob sein Glaube den Durst des Herzens nach W. stille, so reichen dazu geschichtliche und theologische Studien noch keineswegs aus, sondern mit diesen müssen sich Gebet u. Befolgung der christlichen Gebote und die Gnade Gottes verbinden. Vgl. Dogmaticismus, Erkenntniß, Glaube, Philosophie.

Wissen; Erkenntnis; Logik; Vernunft; Erfahrung; ; ;

{herders} '' (1857) : Herders Conversations-Lexikon

162: Erfahrung organisieren

Wie Rico hatten die griechischen Bäcker in der italienischen Bäckerei eine Reihe bürokratischer Leitlinien entwickelt, um ihre Erfahrung langfristig zu organisieren.

Wissen; Erkenntnis; Logik; Vernunft; Erfahrung; ; ;

{sennet:flexible} 'Richard Sennet' (2008) : Der flexible Mensch

166: Risiko - Erfahrung - Information

Noch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts versuchte man, das Risiko einfach durch den Austausch von Erfahrung und Information zu verstehen und zu vermindern; so begann etwas die Versicherungsgesellschaft Lloyds of London als Kaffeehaus, in dem Fremde schwatzten und Informationen über Schiffsrouten, das Wetter und andere Risikofaktoren austauschten. Einige der Gesprächspartner trafen später aufgrund dieser Aussagen Investitionsentscheidungen.

Wissen; Erkenntnis; Logik; Vernunft; Erfahrung; ; ;

{sennet:flexible} 'Richard Sennet' (2008) : Der flexible Mensch

170: Art der Erkenntnis

In den Wissenschaften treten uns Aussagen verschiedenstens Typs entgegen, die wir begrifflich müssen differenzieren können. Einer der wichtigsten Unterschiede ist der nach der Art der Erkenntnis, nämlich (1) die Erkenntnis aus Erfahrung und (2) die von der Erfahrung unabhängige Erkenntnis, die allein mit den Mitteln der Vernunft begründet werden kann: Erstere ist die Erkenntnis a posteriori, letztere die Erkenntnis a priori.

Wissen; Erkenntnis; Logik; Vernunft; Erfahrung; ; ;

{poser:wissenschaftstheorie} 'Hans Poser' (2001) : Wissenschaftstheorie

171: relative Apriori

Nun enthält jede Wissenschaft Aussagen a priori, Aussagen nämlich, deren Gültigkeit ohne Erfahrungskontrolle vorausgesetzt wird. Sie treten dort vor allem als /Konventionen/ auf, d.h. als (willkürliche) Festsetzungen, ebenso als /Grundprinzipien/, und damit sind beide der Nachprüfung entzogen; dasselbe gilt für /Definitionen/. Da diese Aprioris aufhebbar sind, spricht man bei Ihnen von einem /relativen Apriori/.

Wissen; Erkenntnis; Logik; Vernunft; Erfahrung; ; ;

{poser:wissenschaftstheorie} 'Hans Poser' (2001) : Wissenschaftstheorie

186: Erkenntnis als Reflektierende Abstraktion

Erkenntnis ist aber mehr als Anhäufung von Tatsachen, und zwar aktive theoretische Verknüpfung und Interpretation dieser Tatsachen. Dem trägt die reflektierende Abstraktion (oder logisch-mathematische Erfahrung) Rechnung. Sie abstrahiert nicht von Objekten, sondern von Operationen des Subjekts und hierbei wiederum besonders von deren Koordination, der Verbindung von Handlungen in Zeitverhältnissen, Mittel-Ziel-Beziehungen, Zuordnungen sowie logischen Klassen und Relationen.

Wissen; Erkenntnis; Logik; Vernunft; Erfahrung; ; ;

{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung

189: Erfahrung aus Strukturen

Erfahrung ist nicht, wie die Empiristen behaupten, aus isolierten Sinnesempfindungen zusammengesetzt, sondern durch Strukturen, komplexe und zumeist operationale Ganzheiten, gekennzeichnet. Folglich ist eine Form von Abstraktion denkbar, die von den jeweiligen Strukturen abstrahiert, welche die Bedingungen des Erfahrens und Erkennens darstellen, und deren Begriffe bildet. Diese Begriffe werden nun selbst zu konstitutiven Strukturen. Die menschlichen Erfahrungs- und Erkenntnisstrukturen sind, wie sich hier noch einmal deutlich zeigt, nicht ein für alle mal festgelegt. Konstanten bilden lediglich die funktionellen Invarianten wie Assimilation, Akkomodation, Äquilibration und reflektierende Abstraktion.

Wissen; Erkenntnis; Logik; Vernunft; Erfahrung; ; ;

{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung