173: Piagets entwicklungspsychologische Arbeiten
Piagets entwicklungspsychologische Arbeiten sind, entgegen ihrer Rezeption, kein Selbstzweck, sondern dienen dem Ziel, eine Erkenntnistheorie aufzubauen. Piaget will Erkenntnis wissenschaftlich untersuchen und erklären. Zu verstehen, wie wissenschaftliche Begriffe und Strukturen -- oder deren Vorläufer -- in der Entwicklung des Kindes entstehen, ist dabei nur ein Mittel; andere sind die Erklärung der Phylogenese des Menschen und der Geschichte der Wissenschaften. Piaget nennt seinen erkenntnistheoretischen Ansatz entsprechend eine ›Embryologie der Vernunft‹ oder eine ›Embryologie des Geistes‹.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
174: epigenetisches Konzept von Entwicklung
Auch Piagets Ansatz liegt ein epigenetisches Konzept von Entwicklung zugrunde: In der geistigen Entwicklung gibt es echte Neuheiten, und es ist entscheidend, das schöpferische Moment, das diese neuen Verhaltens- und Erkenntnismöglichkeiten hervorbringt, zu verstehen.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
175: wissenschaftliche Erkenntnis als Entwicklung
Auch wissenschaftliche Erkenntnis ist ein Erzeugnis von Entwicklung. Nicht anders als die Erkenntnisstrukturen des Kindes werden auch ihre Grundstrukturen in genetischen Prozessen schrittweise aufgebaut. Piaget geht zudem davon aus, dass solche Entwicklungsprozesse weder einen bestimmbaren Anfang noch ein definiertes Ende haben, sondern Teil einer unabschließbaren Reihe sind, die rückwärts über die Entstehung der Art homo sapiens und die Entstehung der Lebendigen bis in die Geschichte des materiellen Universums zurückverfolgt werden muss und sich in Zukunft in der Weiterentwicklung der Wissenschaften unbegrenzt fortsetzen wird.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
176: Aufbau der Erkenntnis bei Piaget
Piaget beschreibt und erklärt Verhalten und Erkennen des Kindes anhand allgemeiner Formen. Er versucht also, Erkenntnis nicht über ihre Inhalte, sondern anhand ihres inneren Aufbaus zu erfassen, nicht zu beschrieben was die besonderen Inhalte des Weltverständnisses des Säuglings, des Kindes, Jugendlichen und Erwachsenen sind, sondern in welchen Formen sich dieses Erkennen organisiert, um verschiedene Formen miteinander zu vergleichen und zu hierarchisieren.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
177: Vorstellungsschema, Handlungsschema, Strukturen
Das Vorstellungsschema ist eine vereinfachte, statische Repräsentation eines Gegenstandes oder einer Handlung. Ein Handlungsschema ist ein überdauerndes, wiederholbares und koordiniertes Verhaltensmuster einer Logik. Strukturen im engeren und für die genetische Epistemologie bedeutsamen Sinne schließlich beziehen sich auf Verhalten, sind jedoch komplexer als Handlungsschemata und müssen zusätzliche Bedingungen erfüllen. Von einer Struktur spricht Piaget nur dann, wenn ihr nicht beliebige Verhaltensweisen, sondern Operationen zu grunde liegen - verinnerlichte, in Systeme eingefügte, reversible Handlungen.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
178: Wahrnehmung
Wahrnehmung organisiert, wie Täuschungen zeigen, äußere Ereignisse mithilfe vorhandener Wahrnehmungsschemata. Auch konkrete und formale Operationen ordnen ihre Gegenstände ihren eigenen Möglichkeiten unter und erfassen sie in Abhängigkeit von diesen Möglichkeiten.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
179: Epistemologie und Kybernetik
Die Kybernetik behandelt nur so genannte determinierte Maschinen, deren Ablauf prinzipiell vorherbestimmt ist, wohingegen für Piagets epigenetischen Ansatz das Auftreten neuer Möglichkeiten eine Zentrale Bedeutung hat und deswegen im Zentrum stehen muss. Dass kybernetische Autoregulation als automatisch gedacht werden muss, schränkt zudem die spontane subjektive Aktivität ein. Auch Piaget nennt Funktionen wie Assimilation und Akkomodation, Äquilibration und Abstraktion ›Mechanismen‹, deutet sie aber stets als aktive, nichtautomatische Leistungen des Menschen. Überträgt man schließlich die These, dass kybernetische Maschinen informational geschlossen sind oder nur ganz bestimmte, im Horhinein definierte Informationen und Informationskanäle zulassen, auf den Bereich der geistigen Strukturen, so zerreißt dies den Bezug des Verhaltens und Erkennens auf Realität.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
186: Erkenntnis als Reflektierende Abstraktion
Erkenntnis ist aber mehr als Anhäufung von Tatsachen, und zwar aktive theoretische Verknüpfung und Interpretation dieser Tatsachen. Dem trägt die reflektierende Abstraktion (oder logisch-mathematische Erfahrung) Rechnung. Sie abstrahiert nicht von Objekten, sondern von Operationen des Subjekts und hierbei wiederum besonders von deren Koordination, der Verbindung von Handlungen in Zeitverhältnissen, Mittel-Ziel-Beziehungen, Zuordnungen sowie logischen Klassen und Relationen.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
187: reflektierende Abstraktion als Reflexion und Konstruktion
Piaget bezeichnet die beiden Leistungen der reflektierenden Abstraktion als Reflexion und Konstruktion. Zu reflektieren bedeutet, Abstand von den impliziten, funktionierenden Strukturen zu gewinnen und sich bewusst zu machen, dass und wie eigene Strukturen in Erfahrung und Erkenntnis eingegangen sind. Es heißt allerdings nicht notwendig, dass die Strukturen bewusst verfügbar werden.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
188: Konstruktion
Durch Konstruktion werden neue Strukturen aufgebaut und zu wirksamen Erfahrungs- und Erkenntnisformen. Piaget geht davon aus, dass in diesem Stufenbau höhere die jeweils vorangegangenen Strukturen begründen können, indem sie diese in ein allgemeines Bezugssystem einbinden.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
189: Erfahrung aus Strukturen
Erfahrung ist nicht, wie die Empiristen behaupten, aus isolierten Sinnesempfindungen zusammengesetzt, sondern durch Strukturen, komplexe und zumeist operationale Ganzheiten, gekennzeichnet. Folglich ist eine Form von Abstraktion denkbar, die von den jeweiligen Strukturen abstrahiert, welche die Bedingungen des Erfahrens und Erkennens darstellen, und deren Begriffe bildet. Diese Begriffe werden nun selbst zu konstitutiven Strukturen. Die menschlichen Erfahrungs- und Erkenntnisstrukturen sind, wie sich hier noch einmal deutlich zeigt, nicht ein für alle mal festgelegt. Konstanten bilden lediglich die funktionellen Invarianten wie Assimilation, Akkomodation, Äquilibration und reflektierende Abstraktion.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
190: Genese als rational aufklärbare Vorstufen von Strukturen
Unter Genese sind die rational aufklärbaren Vorstufen von Strukturen zu verstehen, die erklärbaren Vorbedingungen von Erkenntnis, die phylogenetische Evolution und psychogenetische Entwicklung von Begriffen und Strukturen, welche den Gegenstand von Piagets Untersuchungen bilden. Geschichte hingegene umfasst all diejenigen historischen Bedingungen, die sich dieser Erfolgseschichte nicht fügen. Piaget genetisiert die Erkenntnistheorie, aber er wehrt sich dagegen, in ihr eine historische Perspektive einzunehmen.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
191: Motivation der Entwicklung
Piaget hat selbst keine Motivationstheorie entwickelt, aber die genetische Epistemologie hat eine implizite Motivationstheorie: Ungleichgewichte innerhalb oder zwischen Strukturen drängen den Menschen, sie zu beseitigen. Diese Idee, dass Konflikt der Motor von Entwicklung bzw. Lernen aufgrund von kognitiven Konflikten zustande kommt, ist sehr spannend. Große Bedeutung für die Äquilibration von Strukturen hat die Reversibilität der Operationen, auf denen Sie beruhen. Reversibilität -- die Möglichkeit, Transformationen rückgängig zu machen -- tritt [...] mit den konkreten Operationen auf und wird durch die formalen Operationen vollendet.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
193: Strukturen als Systeme von Wechselbeziehungen
Allgemein können Strukturen als Systeme von Wechselbeziehungen unter ihren Elementen sowie zwischen diesen Elementen und dem Ganzen definiert werden. Nach Piaget sind dabei drei Merkmale notwendig: »Eine Struktur besitzt erstens Totalitätsgesetze, die andere sind als die ihrer Elemente und die es sogar ermöglichen, von derartigen Elementen ganz abzusehen. Zweitens sind diese Eigenschaften der Gesamtheit Transformationsgesetze. [...] Drittens beinhaltet jede Struktur eine Selbstregelung im zweifachen Sinn. Ihr Aufbau führt niemals über ihre Grenzen hinaus und benötigt niemals etwas von außerhalb dieser Grenzen.«
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
194: Strukturbegriff
Vorteilhaft am Strukturbegriff ist, das er auf Denken und Welt, Bewusstsein und Materie angewandt werden kann. Erkenntnis und Weltstrukturen sind gleichermaßen real. [...] Auch Welt und Natur sind durch Strukturen gekennzeichnet. Der Strukturbegriff ist so in sich neutral gegenüber der Unterscheidung zwischen Denken und Welt, die als Dualismusproblem die neuzeitliche Philosophie und Wissenschaft plagt.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
195: menschliche Aktivität assimiliert
Jede menschliche Aktivität setzt voraus, dass eine subjektive Struktur zur Anwendung kommt, die einen Gegenstand assimiliert. Da diese besonderen und konkreten Gegenstände niemals vollständig bekannt sind und die Handlungsschemata zudem immer von einem gewissen Allgemeinheitsgrad sind, müssen die Strukturen bei ihrer Anwendung notwendig Anpassungsprozessen unterzogen werden, seien diese auch noch so minimal.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
196: Assimilation
Piaget unterscheidet [...] zwischen reproduzierender, generalisierender und wiedererkennender Assimilation, also zwischen Assimilationen, die ein Handlungsschema wiederholt auf den selben Gegenstand anwenden, solchen, die ihren Anwendungsbereich erweitern, und solchen, deren Gegenstandsbereich sich ausdifferenziert. Die beiden letztgenannten Funktionen sind für eine Theorie des Erkennens von großer Bedeutung, da sie eine Grundlage für den Aufbau von Allgemeinbegriffen bilden.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{piaget} 'Ingrid Scharlau' (2007) : Jean Piaget zur Einführung
248: Rekapitulationshypothese
Piaget setzte also auf die damals noch für gültig erachtete »Rekapitulationshypothese« von Ernst Haeckel, wonach während der frühen Entwicklung des Einzelwesens (Ontogenese) Entwicklungen während der Stammesgeschichte (Phylogenese) noch einmal durchlaufen werden. Als Piaget in einem Interview einmal gefragt wurde, ob er sich aus dem Studium von Kindern tatsächlich Aufschlüsse über die vorgeschichtliche Intelligenzentwicklung des Menschen erhoffte, erwiderte er: »Ja, selbstverständlich [...] Ich mache, was Biologen tun. Wenn ihnen die phylogenetische Abfolge nicht mehr zugänglich ist, studieren sie die Ontogenese«.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{mietzel:paed_psy}
249: Piaget: Strukturen
Bei der Kennzeichnung der Assimilationsprozesse wurde davon ausgegangen, daß beim Menschen etwas vorhanden ist, in das neue Informationen einzuordnen bzw. zu assimilieren sind. Ebenso muß etwas existieren, das sich den Erfahrungen entsprechend verändert. Dieses »Etwas« bezeichnet Piaget als Schema. Bei diesen Schemata handelt es sich um grundlegende Wissenseinheiten, durch die vorausgegangene Erfahrungen geordnet werden und die den Verständnisrahmen für zukünftige Erfahrungen bereitstellen. Piaget war davon überzeugt, daß Kinder ihre Schemata durch ihre Interaktionen mit der Umwelt »konstruieren«. Man hat Schemata mit Karteikarten verglichen, denen sich jeweils entnehmen läßt, was eintreffende Reize bedeuten und wie auf sie zu reagieren ist.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{mietzel:paed_psy}
250: Schemata und Struktur
Sämtliche Schemata eines Menschen sowie die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen bilden die jeweilige Struktur. So wie verschiedene Teile des menschlichen Auges (Pupille, Netzhaut usw.) zusammenwirken und somit insgesamt eine Struktur darstellen, durch die der Mensch eine wesentliche Voraussetzung zur visuellen Wahrnehmung erhält, gibt es kognitive Strukturen, die dem Menschen das Wissen und Denken ermöglichen. Schemata verändern sich infolge der ablaufenden Akkommodationsprozesse: Sie differenzieren sich und treten in komplizierte Beziehungen zueinander. Dies ermöglicht eine insgesamt wirkungsvollere Auseinandersetzung mit der Umwelt. In dem Maße, wie sich Schemata infolge der ablaufenden Akkommodationsprozesse verändern, sich also z. B. differenzieren und in kompliziertere Beziehungen zueinander treten – was insgesamt eine wirkungsvollere Auseinandersetzung mit der Umwelt ermöglicht –, entwickeln sich entsprechend höhere Strukturniveaus.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{mietzel:paed_psy}
251: Schemata und Struktur
Sämtliche Schemata eines Menschen sowie die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen bilden die jeweilige Struktur. So wie verschiedene Teile des menschlichen Auges (Pupille, Netzhaut usw.) zusammenwirken und somit insgesamt eine Struktur darstellen, durch die der Mensch eine wesentliche Voraussetzung zur visuellen Wahrnehmung erhält, gibt es kognitive Strukturen, die dem Menschen das Wissen und Denken ermöglichen. Schemata verändern sich infolge der ablaufenden Akkommodationsprozesse: Sie differenzieren sich und treten in komplizierte Beziehungen zueinander. Dies ermöglicht eine insgesamt wirkungsvollere Auseinandersetzung mit der Umwelt. In dem Maße, wie sich Schemata infolge der ablaufenden Akkommodationsprozesse verändern, sich also z. B. differenzieren und in kompliziertere Beziehungen zueinander treten – was insgesamt eine wirkungsvollere Auseinandersetzung mit der Umwelt ermöglicht –, entwickeln sich entsprechend höhere Strukturniveaus.
Entwicklungspsychologie; Epistemologie!genetische; Erkenntnis; Entwicklung; Piaget;
{mietzel:paed_psy}
12: Beratung nach Belieben
Die Wissenschaft wirkt in ihrer akademischen Vertretung, die solche Grundsatzerklärungen verabschiedet, unglaublich naiv, wenn sie unterstellt, in der Politik kümmere sich irgend jemand um solche Ideale wissenschaftlich adäquater Berücksichtigung von Einwänden.
Wissenschaft; Politik; Objektivität;
{} '' () :
11: Annahmen zu Kontexteinflüssen
*[ [Kontexte sind miteinander verknüpft und multidimensional] [Kontexte verändern sich mit dem Alter] [Kontexte und genetische Prädispositionen einer Person beeinflussen sich wechselseitig] [Der Einfluss, den ein Kontext auf eine Person ausübt, wird durch die Bedeutung bestimmt, die sie ihm beimisst.] ]*
Entwicklungspsychologie; Kontext; Prädisposition; ;
{kipsy} 'Franz Petermann' (2002) : Lehrbuch der klinischen Kinderpsychologie und -psychotherapie
213: Prävention
Prävention besteht darin, in einen Sachverhalt einzugreifen, um unerwünschte Veränderungen zu verhindern.
Psychologie; Pädagogik; Aufgaben; Prävention;
{schnotz:pp} 'Wolfgang Schnotz' (2006) : Pädagogische Psychologie
358: Theorie
Eine Theorie ist ein empirisch gehaltvoller Entwurf von Wirklichkeit, den sich Menschen ausgebacht haben, um die Welt zu deuten, um empirischen Gesetzmäßigkeiten nachzuspüren und um neue Handlungsperspektiven zu entwickeln.
Didaktik; Theorie; Praxis;
{Jank:Didaktik} 'Werner Jank and Hilbert Meyer' (2008) : Didaktische Modelle
359: Praxis
Praxis ist menschliche Aufgabenbewältigung durch Denken, Fühlen und Handeln. Sie kann reproduzierend oder schöpferisch sein. Sie ist an bestimmte historisch-politische Bedingungen geknüpft. Sie setzt die Fähigkeit des Menschen zu selbständigem und selbst verantwortetem Handeln voraus.
Didaktik; Theorie; Praxis;
{Jank:Didaktik} 'Werner Jank and Hilbert Meyer' (2008) : Didaktische Modelle
101: Probabilismus
Probabilismus (abgeleitet, lat. probabilis) heißt die Ansicht, daß man in wissenschaftlichen Dingen zur Sicherheit nicht gelangen, sondern sich mit einer größeren oder geringeren Wahrscheinlichkeit begnügen müsse. So lehrten die Skeptiker (s. d.), so der Platoniker Karneades (214-129), so Cicero (106-43). Neben diesem theoretischen gibt es auch einen praktischen Probabilismus, welcher nach Kant darin besteht, daß man die bloße Meinung, eine Handlung könne recht sein, für hinreichendes Motiv, sie zu unternehmen, ansieht. Vgl. Collision der Pflichten. In neuerer Zeit haben die Jesuiten (s. d.) den praktischen Probabilismus in der Weise vertreten, daß sie es für erlaubt halten, da, wo über die Pflichtgemäßheit einer Handlung keine volle Sicherheit erlangt werden könne, nicht der Ansicht zu folgen, welche die meisten Gründe für sich habe, sondern auch einer andern, für die irgend welche Gründe sprächen.
Probabilismus; Sicherheit; ;
{wbphil} 'Friedrich Kirchner and Carl Michaelis' (1907) : Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe.
2: Heuristik
»Die moderne Heuristik versucht, den Prozeß des Problemlösens zu verstehen, vor allem die Denkoperationen, die für diesen Prozeß in typischer Weise förderlich sind ... Erfahrungen im Lösen von Problemen und Erfahrung in der Beobachtung anderer beim Lösen von Problemen muß die Basis sein, auf der die Heuristik aufbaut. [...] Die Untersuchung der Heuristik hat ,praktische` Ziele; ein besseres Verständnis der Denkoperationen, die für die Lösung von Problemen in typischer Weise förderlich sind... Es muss betont werden, daß alle Formen von Problemen, vor allem Praktische Probleme und sogar Puzzlespiele in den Bereich der Heuristik gehören (sic). Es muss ferner betont werden, daß unfehlbare Regeln der Erkenntnis nicht mehr in den Bereich seriöser Forschung fallen. In der Heuristik geht es um das menschliche Verhalten gegenüber Problemen ... Die Heuristik ist auf Verallgemeinerung gerichtet, auf die Untersuchung von Verfahren, die vom Gegenstand des Problems unabhängig sind und sich auf alle Problemtypen anwenden lassen.«
Heuristik; Problem; Weizenbaum;
{polya-solve} 'George Polya' (1957) : How to solve it
3: Mensch-Maschine-Kommunikation
Offensichtlich muß ein Verstehen in den meisten realen Situationen wechselseitig sein. Im Kontext der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine wollen wir, daß die Maschine uns versteht, damit sie etwas für uns tun kann, z.B. eine Frage beantworten, ein mathematisches Problem lösen oder ein Fahrzeug steuern, wobei wir wiederum hoffen, daß wir das Handeln der Maschine verstehen.
Heuristik; Problem; Weizenbaum;
{weizenbaum-macht} 'Joseph Weizenbaum' (2003) : Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft
4: Computer und natürliche Sprache
Eine Übersetzung muß als ein Vorgang betrachtet werden, bei dem zwei unterschiedliche, aber nicht völlig voneinander zu trennende Komponenten beteiligt sind: der zu übersetzende Text muß verstanden, und der Text in der neuen Sprache muß produziert werden. [...] Das Problem zeigt sich in seiner ganzen Komplexität, wenn wir die neue mit der ursprünglichen Sprache gleichsetzen und damit das Übersetzungsproblem »einfach« in das Problem der Wiedergabe transformieren. Wir haben gesehen, daß zum Verständnis selbst eines einzelnen Satzes [...] ein umfassender kontextueller Rahmen gehört [...].
Heuristik; Problem; Weizenbaum;
{weizenbaum-macht} 'Joseph Weizenbaum' (2003) : Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft
5: Computer und natürliche Sprache
Das Problem der visuellen Wahrnehmung durch Computer ist beispielsweise in vieler Hinsicht prinzipiell dasselbe wie das maschinelle Verstehen natürlicher Sprachen. Wie immer auch die Maschine konstruiert ist, um aus ihrer Umwelt Informationen zu beziehen, sie muß diese in gewisser Weise »verstehen«; d.h. der Computer muß irgendwie in der Lage sein, den semantischen Gehalt der Botschaften zu erfassen, die ihn erreichen, zum Teil aus deren rein syntaktischer Struktur.
Heuristik; Problem; Weizenbaum;
{weizenbaum-macht} 'Joseph Weizenbaum' (2003) : Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft
6: Computer und natürliche Sprache
Aber für das eingeschworene Mitglied der künstlichen Intelligentsia ist es überflüssig, einen expliziten Grund dafür anzugeben, am Problem zu arbeiten, wie ein Computer natürliche Sprachen verstehen kann. Die Fähigkeit des Menschen, Symbole zu manipulieren, die bloße Möglichkeit zu denken, ist unentwirrbar mit seinen sprachlichen Fähigkeiten verwoben. Jede Neuschöpfung des Menschen in Form einer Maschine muß deshalb diese wesentlichste unter den Eigenschaften berücksichtigen, die ihn als Menschen charakterisieren.
Heuristik; Problem; Weizenbaum;
{weizenbaum-macht} 'Joseph Weizenbaum' (2003) : Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft
7: Heuristik: General Problem Solver (GPS)
Die wesentlichen Methoden von GPS verkörpern gemeinsam die Heuristik der Mittel-Ziel-Analyse. ...
1[
[Ist ein Gegenstand gegeben, der nicht der gewünschte Gegenstand ist, so lassen sich Differenzen feststellen zwischen dem verfügbaren und dem gewünschten Gegenstand.]
[Operationen wirken auf bestimmte Aspekte ihrer Operanden ein und lassen andere unverändert. Somit kann man Operatoren durch die Veränderungen charakterisieren, die sie bewirken, und man kann mit ihrer Hilfe versuchen, Unterschiede zwischen den Gegenständen aufzuheben, die von ihnen bearbeitet werden und den Gegenständen, die erwünscht sind.]
[Ist ein gewünschter Operator nicht anwendbar, so kann es sich als nützlich erweisen, seine Eingaben so zu modifizieren, daß eine Anwendung möglich ist.]
[Einige Unterschiede werden schwerer zu beinflussen sein als andere. Deshalb ist es zweckmäßig, ,schwierige` Unterschiede auszuschalten, selbst wenn dadurch Unterschiede neue Unterschiede von geringerem Schwierigkeitsgrad eingeführt werden, wie damit ein Fortschritt bei der Ausschaltung der schwierigen Unterschiede erzielt wird. ]
]1
Heuristik; Problem; Weizenbaum;
{heuristic-problem-solving} 'Herbert Simon and Allen Newell' (1958) : Heuristic Problem Solving: The Next Advance in Operations Research
163: Schwierigkeit und Flexibilität im Produktionsprozeß
Die bei den Bäckern in Boston herrschende Ambivalenz und Verwirrung sind eine Reaktion auf diese besonderen Fähigkeiten des Computers in der flexiblen Arbeitswelt. Für keinen dieser Männer und Frauen wäre es etwas Neues, daß Widerstand und Schwierigkeit wichtige Quellen der geistigen Stimulation darstellen und daß wir erst dann gut verstehen, wenn wir uns dieses Verständnis erarbeitet haben. Aber diese Wahrheiten haben hier keinen Platz mehr. Schwierigkeit und Flexibilität sind im Produktionsprozeß der Bäckerei Gegensätze. In Augenblicken der Schwierigkeit sehen sich die Bäcker plötzlich von ihrer Arbeit ausgeschlossen -- und dies fiel auf ihr Selbstbewußtsein als Arbeiter zurück.
Heuristik; Problem; Weizenbaum;
{sennet:flexible} 'Richard Sennet' (2008) : Der flexible Mensch
163: Schwierigkeit und Flexibilität im Produktionsprozeß
Die bei den Bäckern in Boston herrschende Ambivalenz und Verwirrung sind eine Reaktion auf diese besonderen Fähigkeiten des Computers in der flexiblen Arbeitswelt. Für keinen dieser Männer und Frauen wäre es etwas Neues, daß Widerstand und Schwierigkeit wichtige Quellen der geistigen Stimulation darstellen und daß wir erst dann gut verstehen, wenn wir uns dieses Verständnis erarbeitet haben. Aber diese Wahrheiten haben hier keinen Platz mehr. Schwierigkeit und Flexibilität sind im Produktionsprozeß der Bäckerei Gegensätze. In Augenblicken der Schwierigkeit sehen sich die Bäcker plötzlich von ihrer Arbeit ausgeschlossen -- und dies fiel auf ihr Selbstbewußtsein als Arbeiter zurück.
Sennet; Organisationstheorie; Organisationssoziologie; Flexibilität; Organisationswandel; Verantwortung; Immaterielle Arbeit; Schwierigkeit; Problemlösen;
{sennet:flexible} 'Richard Sennet' (2008) : Der flexible Mensch
126: Produktevaluation
Produktevaluation (nicht zu verwechseln mit Output-/Ergebnisevaluation!) bedeutet, dass man ein didaktisches Produkt, zum Beispiel die Planung einer Konferenz, die Möblierung eines Bildungszentrums oder den Entwurf eines Studienbriefes aus den eigenen Ansprüchen heraus evaluiert, noch bevor bei einem ersten Nutzer die Ergebnisse sichtbar werden.
Weiterbildung; Evaluation; Lernerfolgserfassung; Leistungsbeurteilung; Produktevaluation;
{weiterbildungsevaluation} 'Jost Reischmann' (2002) : Weiterbildungs-Evaluation: Lernerfolge messbar machen
153: Entlassungswellen und deren Auswirkungen
Die AMA fand heraus, daß wiederholte Entlassungswellen zu »niedrigeren Gewinnen und sinkender Produktivität der Arbeitskräfte« führten; die Wyatt-Studie kam zu dem Ergebnis, daß »weniger als die Hälfte der Unternehmen ihr Ziel bei der Kostensenkung erreichte; weniger als ein Drittel steigerte die Gewinne«, weniger als ein Viertel steigerte seine Produktivität. Die Gründe für dieses Scheitern erklären sich zum Teil von selbst: Arbeitsmoral und Motivation der Arbeitskräfte sanken im Laufe der verschiedenen Entlassungswellen rapide ab. Die verbliebenen Arbeiter warteten eher auf den nächsten Axthieb, als ihren Sieg im Konkurrenzkampf üder die Gefeuerten zu genießen.
Sennet; Organisationstheorie; Organisationssoziologie; Flexibilität; Organisationswandel; Verantwortung; Immaterielle Arbeit; Moral; Produktivität;
{sennet:flexible} 'Richard Sennet' (2008) : Der flexible Mensch